Tarragona – römische Vergangenheit mitten in Katalonien

Zirka eine Stunde Fahrt von den Turmspitzen der Sagrada Família entfernt liegt eine kleine, geschichtsträchtige Enklave namens Tarragona. In dieser Stadt an der schönen katalanischen Küste kann man auch heute noch das Erbe des Römischen Reichs bewundern.

Wer Lust auf eine Auszeit vom lauten Treiben in Barcelona hat, dem können wir einen Besuch dieses kleinen aber feinen Ortes ans Herz legen. Da in Tarragona sehr viele einzigartige Schätze aus dem römischen Zeitalter aufbewahrt werden, gilt die Stadt als eine der wichtigsten historischen Stätten in Spanien und Europa.

Die römischen Wurzeln der Stadt

Römisches Amphitheater by Luke Robinson1Tarragona machte sich im Jahr 278 v. Chr. einen Namen, als es die erste Militärbasis in der Provinz Spanien wurde. Heute ist die Stadt jedoch nur noch für ihre archäologischen Stätten berühmt, die wirklich unglaublich sind. Die hohen, jahrhundertealten Stadionmauern sind so gut erhalten, dass man auf manchen Felsbrocken noch die Monogramme der Sklaven finden kann, die das Stadion errichteten. In der Stadt erwarten einen zudem ein römischer Zirkus mit einem gut erhaltenen, unterirdischen Gassenlabyrinth, ein schönes Amphitheater mit Meerblick und den Überresten einer westgotischen Basilika in der Mitte sowie viele Museen, Inschriften und Teile von antiken Gehwegen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Stadt in 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Doch die Stadt Tarragona lebt nicht in der Vergangenheit. Vielmehr ist die Vergangenheit in der Gegenwart spürbar. Auf dem Weg zu einer der zahlreichen lokalen Kneipen, kommt man mit großer Wahrscheinlichkeit an einer römischen Säule vorbei oder man läuft auf einem Gehweg, über den einst Legionäre gezogen sind, um neue Eroberungszüge zu starten.

‘Der Balkon des Mittelmeers’

Die zweitgrößte Stadt in Katalonien wird ‘der Balkon des Mittelmeers’ genannt, was auch tatsächlich zutrifft. Eine der Hauptstraßen der Stadt, die Rambla Nova, führt zu einem großen Felsvorsprung, wo man verweilen und einen weiten Blick auf das glitzernde Meer genießen kann. In der Nähe liegen viele Bars und Restaurants mit Terrassen, von denen man ebenfalls einen schönen Blick aufs Wasser hat.

Tarragona ist der perfekte Ort, um die Freuden des mediterranen Lebensstils zu genießen. Zur Mittagszeit trifft man sich in der Regel auf ein Glas Wermut (typisches Getränk in der Region) und ein paar traditionelle Wermut by swanksalotTapas aus Tarragona, zum Beispiel geröstetes Brot, das mit Tomaten abgerieben und mit Olivenöl beträufelt wird (Pa amb tomàquet auf Katalanisch).  Zu den weiteren typischen Tapas-Gerichten gehören Kartoffelecken mit pikanter Tomatensauce (Patatas bravas) oder gegrillte Sardinen (Sardines a la plancha). Am Hafen (Moll de Pescadores) werden leckere Bratfischgerichte sowie Bratnudeln in Knoblauch-Öl-Sauce (Rossejat de fideos) serviert. In der Stadt gibt es zudem viele moderne Restaurants, insbesondere an der Plaça de la Font, wo eine Kombination aus mediterraner und zeitgenössischer Küche serviert wird.

Im Sommer laden die Strände zum Sonnenbaden ein. Man kann auch in eine der vielen Strandbars einkehren, um dort bei Tapas und einem kalten Bier zu verweilen. Alternativ wäre auch ein Besuch im Winter zu empfehlen. Schließlich herrschen fast das ganze Jahr über milde Temperaturen in der Region, und das im Februar stattfindende Ritual Calçotada sollte man wirklich nicht verpassen. Calçots sind milde Zwiebeln, die im Winter sprießen, und man kann wohl sagen, dass sie in ganz Katalonien Kultstatus haben. Die Zwiebeln werden gegrillt und anschließend mit Romesco-Sauce (einer typisch katalanischen Sauce) serviert. Calçots zu essen hat auch immer eine soziale Komponente: Man kommt mit Freunden oder der Familie zusammen, um diese Delikatesse gemeinsam zu genießen. Üblicherweise trinkt man dazu einen Wein aus der Region.

Mittelalter, Modernisme und Tradition

Kathedrale von Tarragona by FelixGPDie Architektur in Tarragona spiegelt die letzten 2000 Jahre der Stadtgeschichte wider. Auch wenn es sich nur um eine Kleinstadt handelt, weist sie sich doch durch eine lange Architekturgeschichte aus – von den Römern über das Mittelalter bis zur Neuzeit. Die gotische Kathedrale ist eine herrliche Veranschaulichung jenes Zeitalters. Sie steht auf der Pla de la Seu, auf der sonntags ein geschäftiger Lebensmittelmarkt stattfindet. Die katalanische Bewegung des Modernisme ist ebenfalls im Stadtbild vertreten. An der Rambla Nova stehen zahlreiche Gebäude von so berühmten Architekten wie Gaudí und Domenech i Muntaner. Doch das wahre Schmuckstück des Modernisme ist das wunderschöne Teatro Metropol von Maria Juiol (1807-1949).

In Tarragona ist man stolz auf seine Traditionen. Die Stadt organisiert das ganze Jahr über viele kulturelle Veranstaltungen. Die berühmten Menschenpyramiden (Castellers) kann man insbesondere im Sommer bestaunen. Die schwindelnden Höhen, die dabei erricht werden, sind wirklich spektakulär.

Tarragona ist immer in Bewegung. In 2017 gibt es einen weiteren Anlass, die Stadt zu besuchen – Tarragona wurde, nachdem es die ägyptische Stadt Alexandria aus dem Rennen geworfen hat, zum Austragungsort für die Mittelmeerspiele 2017 bestimmt.

Von Barcelona erreicht man Tarragona mit dem Zug (Renfe) ab dem zentral gelegenen Bahnhof Sants (die Fahrtzeit beträgt zwischen 40 Minuten und einer Stunde – je nach Zugart). Autofahrer nehmen die Autobahn AP7, die beide Städte miteinander verbindet (ca. 80 km Entfernung). Tarragona liegt außerdem nur 7 km vom Flughafen Reus entfernt.

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